Estland ist mit Abstand das beste Beispiel und Pionier in Hinsicht auf die Digitalisierung. Mit rund 1,3 Millionen Einwohnern kann der baltische Staat eine sehr interessante Erfolgsgeschichte aufweisen, da die Esten vorwiegend auf E-Governance Wert legen.
Seit 2017 übernahm der kleine digitale Staat auch die EU-Ratspräsidentschaft, was unter anderen mit der Grund ist, warum sich hier immer mehr Delegationen niederlassen möchten, ganz davon abgesehen, dass viele internationale Politiker wissen wollen, was es mit dem E-Government auf sich hat.
Schon seit 2007 können die Bürger über das Internet ihre Steuern abrechnen, Wählen und auch Arztrezepte oder Termine in Anspruch nehmen. Dadurch kam es dann allerdings auch zu massiven Cyber-Angriffen in Estland, weshalb der Staat in Luxemburg Backupserver zur Sicherheit einrichten ließ, sowie auch ein Cyberkriegsforschungszentrum. Estland hat bis jetzt das modernste technologische Verwaltungssystem und per Gesetz wird jedem Bürger der Zugriff auf Internet garantiert, weshalb es weltweit die meisten Internetanschlüsse aufweisen kann. Kostenloses W-Land ist überall vorhanden und wer keinen eigenen Rechner hat, kann Computer sogar kostenlos in öffentlichen Bereichen benützen. Schlange stehen an Ämtern gibt es in Estland schon lange nicht mehr, denn über einen zentralen Internetportal erhält man Zugriff auf unzählige Online Dienst- und Serviceleistungen.
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Die coolste digitale Gesellschaft
In Estland gibt es im Vergleich zu den meisten anderen Ländern keine typischen Verwaltungshürden mehr. Die Bürger können nicht nur ihre Steuererklärung online erledigen, sondern auch Rechtsgeschäfte abwickeln, Arzttermine vereinbaren oder selbstverständlich auch alle möglichen Gebühren bezahlen. Eine Unternehmensgründung dauert hier nur einige Minuten. Auch ist es durch die zentrale Datenbank nicht notwendig, den Bürgern immer die gleichen nervtötenden Fragen zu stellen oder sich mit viel Papierkram abzugeben, wie das bei deutschen Ämtern meistens der Fall ist. Sogar die Hausaufgaben der Kinder und die Schulnoten können über den Internetzugang eingesehen werden. Seit 2003 erscheinen amtliche Mitteilungen nur noch online und jährlich finden über 500 Millionen Transaktionen statt. Daraus wird deutlich ersichtlich, wie einfach und beliebt digitale Lösungen sein können, wenn man sich dafür ernsthaft interessiert und auch die Vorteile der Bürger im Auge behält. Es ist kaum zu glauben, dass im Kabinett schon seit 1999 nur mit Computern oder Laptops gearbeitet wird. Das bedeutet, dass auch keine Papiere mit ins Spiel kommen müssen, da es sich um eine vernetzte Gesellschaft handelt, zu dem jeder durch seine ID Karte Zugang hat. Dadurch kann auch jeder Bürger nachvollziehen, welche persönlichen Daten zu welchem Zweck gespeichert werden und wann darauf zugegriffen wurde.
Welche Faktoren sind für den digitalen Erfolg in Estland ausschlaggebend?
Sicherlich spielte für die erfolgreiche Digitalisierung in Estland nicht nur der elektronische Personalausweis eine wichtige Rolle, sondern auch die Blockchain Anwendungen, die für sichere und nachvollziehende Transaktionen sorgen. Die Datenverwaltung wird dadurch auch viel transparenter, weshalb immer mehr Menschen diesem System vertrauen. Eine Blockchain hat ein fantastisches Potenzial, da sie auf eine komplett andere Art und Weise Veränderungsmöglichkeiten mit sich bringt, egal ob es sich dabei um smarte Verträge handelt, um das Führen von Grundbüchern oder um das Ausstellen von Reisepässen. Keine Frage, dass die Esten auf digitale Transformationen setzen. Grund dafür ist aber sicherlich auch die damalige recht junge Regierung in den 1990-Jahren, die frühzeitig die Vorteile der Digitalisierung erkannte und sie zum eigenen Vorteil ausnutzte.
Ein weiterer Faktor, der von sich reden macht, ist die sogenannte E-Residency. Dabei handelt es sich um ein seit 2015 bestehendes Projekt, bei dem man als Ausländer einen digitalen Wohnsitz in Estland beantragen kann. Die Bewerbung erfolgt selbstverständlich online, wer allerdings dort ein Bankkonto eröffnen will, muss sich zumindest einmal persönlich bei einer Estländischen Bank vorstellen. Ansonsten kann man mit der E-Residency ein Unternehmen gründen, Dokumente verschlüsseln und auch digitale Signaturen erstellen, die rechtsgültig sind. Angeblich kam es bereits in den ersten 24 Stunden zu mehr als 4.000 Anträge aus 140 Ländern, kein Wunder also, dass in Estland die meisten Start-ups vertreten sind.
Für wen ist die E-Residency interessant?
Die E-Residency in Estland bietet interessante Möglichkeiten für eine extrem schnelle Unternehmensgründung, die in der Regel nur 18 Minuten dauert und sogar im Guinness Buch der Rekorde erwähnt wird. Man erhält eine digitale ID und kann damit auch als Ausländer von den unterschiedlichen Dienstleistungen profitieren. Egal, wo man sich auf der Welt aufhält, mit dem digitalen Personalausweis kann man sich überall online ausweisen und auch wichtige Dokumente in digitaler Form unterzeichnen, was zumindest in Estland gesetzlich wie eine persönliche Unterschrift gilt. Die mit einem Microchip ausgestattete Plastikkarte ist selbstverständlich zur Sicherheit verschlüsselt. Sie ist kein Nachweis für eine Aufenthaltsgenehmigung oder eine Staatsbürgerschaft, sondern lediglich eine Art von digitalisiertem Personalausweis ohne Foto für einen virtuellen Wohnsitz in Estland. Die E-Residency ist interessant, wenn man für verhältnismäßig wenig Geld ein ortsunabhängiges Unternehmen gründen und verwalten will. Auch das Steuersystem ist in Estland besonders attraktiv, denn es fällt auch für E-Residents im Ausland keine Einkommenssteuer an, solange das Geld in diesem Land bleibt. Es muss nur zu 20 % versteuert werden, wenn das Land verlassen wird. Desweiteren spielen natürlich auch die geringen Verwaltungskosten eine bedeutende Rolle, wenn es um eine Unternehmensgründung geht.