Auch online gilt, Produkte und Dienstleistungen gibt’s nur gegen Bezahlung. Doch welche Wege sind unternehmerische Pflicht?
Der gigantische Boom des Onlinehandels hat ein Phänomen hervorgebracht, das vorher praktisch nicht bestand: Statt weniger großer Versandhändler wickeln nun Unternehmen jeglicher Größenordnungen ihren gesamten B2C-Handel nur noch über den Versand ab. Bestellen nicht nur als Option, sondern einziges Geschäftsmodell. Das aber führt zu einem Problem, das Bezahlen bei dieser bevorteilt fast immer nur eine Partei, entweder den Händler oder den Kunden. Gute Geschäftsleute müssen deshalb nicht nur viele Varianten anbieten, sondern auch in den „sauren Apfel“ beißen und solche offerieren, die ihnen erst nach der Lieferung Geld einbringen.
Inhaltsverzeichnis
1. Nachnahme
Schaut man sich die Trends an, welche die beliebtesten Zahlungsmethoden im Onlinehandel aufzeigen, erscheint Nachnahme einem mit seinen läppischen zwei Prozent Marktanteil wie eine Paymentmethode, die man getrost vergessen kann – erst recht unter der Prämisse, dass es auch noch eine vergleichsweise große Summe kostet.
Allerdings wäre ein reines Fokussieren auf diese Tatsachen eine klassische Milchmädchenrechnung. Denn: Nachnahme ist eine der ganz wenigen Zahlungsmethoden, bei denen man zwar sein Geld erst nach Erhalt der Ware bekommt, dafür aber unter absoluter Garantie. Immerhin bekommt der Kunde die Ware nur ausgehändigt, wenn er den Betrag beim Lieferanten entrichtet oder das Paket bei der Post abholt. Und es funktioniert auch umgekehrt. Nicht alle Kunden stehen anderen Zahlungsmethoden offen gegenüber, weil sie beispielsweise nicht in Vorleistung gehen und aus Datenschutzgründen auch nicht ihre Kontodaten elektronisch übersenden möchten. Tatsächlich kommt die Nachnahme dem Einkauf im Ladengeschäft am allernächsten; man bezahlt bar – auch wenn das ein aussterbender Trend ist – bekommt seine Ware und das Geschäft ist abgeschlossen. Einziger Nachteil: Hierzulande operierende Paketdienstleister haben Bargeld-Höchstbeträge:
- Deutsche Post: 1600€
- DHL: 3500€
- DPD: 2500€
- UPS: 5000$ (umgerechnet auf Landeswährung)
- GLS: 2500€
- TNT: 5000€
Das reicht zwar für viele Einkäufe, aber naturgemäß nicht für alle. Dennoch, die Option sollte der Kunde in jedem Fall haben.
2. SEPA Lastschrift
Schnelligkeit ist der Schlüssel zu hoher Kundenzufriedenheit im Onlinehandel. Denn wie man es dreht und wendet, Knackpunkt ist nach wie vor, dass es zwischen Kauf und Produktbesitz eine zwangsweise Lieferfrist gibt. An diesem Punkt tritt die erste Zahlungsmethode auf den Plan, welche zwar hauptsächlich den Verkäufer bevorteilt, weil er sein Geld schon bekommt, bevor die Ware ausgeliefert wird, es aber gleichsam dem Kunden ermöglicht, mit einem sehr sicheren und international akzeptierten Verfahren zu zahlen, der SEPA-Lastschrift, der zeitgenössischen Variante des klassischen Bankeinzugs.
Durch die Eingabe seiner IBAN-Nummer gibt der Kunde dem Versender die Erlaubnis, einmalig den zur Diskussion stehenden Rechnungsbetrag direkt von seinem Konto abzubuchen. Der Vorteil: Darüber lassen sich auch Ratenkaufmodelle enorm einfach implizieren. Für den Kunden hat das zudem als Bonus, dass kein Zahlungsdienstleister zwischengeschaltet ist – für die gefühlte Sicherheit ist das vielen enorm wichtig. Allerdings sei auch erwähnt, dass dazu eine ausreichende Kontodeckung vonnöten ist. „Platzt“ ein SEPA-Mandat, können dem Händler dadurch u.U. Gebühren entstehen.
3. Vorkasse
Streng aus Kundensicht betrachtet wirkt Vorkasse wie ein ganzer Berg an Nachteilen, durch den als Krönung auch noch der sowieso störende Lieferprozess unnötig in die Länge gezogen wird. Denn man bestellt, bekommt dann erst eine Zahlungsaufforderung durch den Händler, muss mit seiner Bank Kontakt aufnehmen, den Betrag überweisen und dann heißt es warten.
Für den Händler sind das natürlich Vorteile, bekommt er doch den fraglichen Betrag, bevor er die Ware auf den Weg schickt. Tatsächlich ist die Sache im Jahr 2018 aber auch für den Kunden nicht mehr so unkomfortabel, wie man glauben könnte. Denn mehr als die Hälfte aller Deutschen nutzt Onlinebanking. Besonders hoch ist die Verteilung unter den jüngeren Generationen, die sowieso dem Onlinekauf positiv gegenüberstehen. Damit ist die Vorkasse nach dem Eingang einer (automatisiert versendeten) Bestätigungs-E-Mail mit den Kontodaten eben nicht mehr mit dem Gang zum Bankschalter verbunden, dem Ausfüllen von Überweisungen, sondern buchstäblich nur einige Mausklicks entfernt und kaum langsamer als beispielsweise die Lastschrift.
Als Bonus gibt es für den Kunden noch die absolute Kontrolle über seine Finanzen: Er entscheidet allein, wann wie viel von seinem Konto abgebucht wird. Er kann es direkt in Angriff nehmen oder noch einige Tage verstreichen lassen, bis das Gehalt eintrudelt. Das wiederum senkt die Absprungrate.
4. PayPal (und Co.)
Würde man alle potenziellen Zahlungsmethoden mit ihren Vor- und Nachteilen in einer Grafik darstellen, wäre das SEPA-Mandat mit Zahlungsdienstleistern und einer (Online-)Vorkasse nahezu deckungsgleich. Kein Wunder, denn hierbei geschieht alles von der Bequemlichkeit des eigenen Zuhauses aus.
Mit einem großen Unterschied, der Geschwindigkeit. Auftritt Zahlungsdienstleister. Denn wo es bei allen Bank-zentrierten Zahlungssystemen immer eine gewisse „Denkpause“ geben kann, bevor ein Betrag durch die Rädchen der Bank-Maschinerie gewandert ist – erst recht, wenn Käufer und Verkäufer bei unterschiedlichen Kreditinstituten Kunden sind – sieht es bei den allermeisten Zahlungsdienstleistern anders aus.
Da haben beide Parteien ihre Kontodaten eben bei jener Drittpartei hinterlegt – dem Payment-Anbieter. Sobald der Kunde nun auf „Versenden“ drückt, trifft das Geld schon auf virtuellem Weg beim Verkäufer ein. Er kann sofort darüber verfügen, eine Wartezeit ist praktisch nicht vorhanden. Das ist auch der hauptsächliche Grund, warum die Bezahldienstleister sich seit Jahren steigendem Zuspruchs erfreuen.
Allerdings auch mit einem nicht zu verachtenden Wermutstropfen. Denn es ist eben eine dritte Partei involviert – und im Falle von PayPayl auch noch eine, die in Amerika sitzt, damit den dortigen Gesetzen unterliegt und darüber hinaus, trotz einem mittlerweile dahingehenden Geschäftsmodell, keine Bank im klassischen Sinne ist. Soll bedeuten, Paypal unterliegt damit nicht Banken-, sondern privatwirtschaftlichem Recht.
Und nicht zu vergessen: PayPal wirbt zwar damit, dass Bezahlungsvorgänge bei ihnen kostenlos seien – was sie auch sind – erwähnt aber weit weniger breitenwirksam, dass für einen Zahlungsempfang 1,9% der Kaufsumme + 0,35€ fällig werden (unter 5001€ Summe). Das kann für den Händler durchaus eine merkliche Schmälerung bedeuten.
5. Rechnung
Jetzt ein Produkt bekommen, es nutzen können, aber mit einem gewissen Verzug erst bezahlen. Das ist der Kauf auf Rechnung. Anbieten sollte man ihn definitiv, auch wenn er natürlich die Zahlungskalkulation schwierig macht und einen als Händler einem vergleichsweise hohen Risiko aussetzt. Aber, und das ist der Knackpunkt, nicht jeder Kunde muss ja gleich in den Genuss dieser Zahlungsmöglichkeit kommen.
- Beispielsweise könnte man ihn nur ab bestimmten, für die Ausrichtung des Shops untypisch hohen Einzelkaufsummen offerieren. Das wäre eine Option.
- Die andere: Erst wer eine bestimmte Zeit lang Kunde ist (etwa ein Jahr), während dieser Zeit eine Mindestanzahl von Einkäufen getätigt hat, kann auf Rechnung zahlen.
- Erst, wer durch die Gesamtsumme seiner Bestellungen über einen bestimmten Betrag gelangte, kommt in den Genuss.
Welche Variante davon man anbietet, ist Auslegungssache. Allerdings sollte man es tun – nicht nur wegen des Service am Kunden. Sondern vor allem deshalb, weil der mit dem Rechnungskauf verbundene Komfort in Verbindung mit den oben genannten Optionen eben auch einen Kaufanreiz darstellt und somit eine sehr gute Möglichkeit zur längerfristigen Kundenbindung.
6. Kreditkarte
Über lange Zeit hatte die Kreditkarte – zumindest in Europa – ein wenig den Status des Zahlungsmittels für Besserbegüterte und für den Urlaub. Dann aber kam das Internet und mit ihm die Möglichkeit für jedermann, auf der ganzen Welt einzukaufen. Das hob die Kreditkarte auch hierzulande auf den Status, den sie beispielsweise in den USA schon seit ihrer Entstehung einnimmt: Zahlungsmittel für alle.
Und genau deshalb sollte man sie auch in seinen Zahlungsmittel-Kreis aufnehmen. Ja, die Kreditkarte ist wegen der notwendigen Durchgabe der wichtigsten Daten nicht übermäßig sicher. Ja, es gibt für den Händler (wenngleich auch geringe) Interbankentgelte, die zu entrichten sind. Aber die Kreditkarte ist eine schnelle und bequeme Zahlungsweise – und nebenbei auch eine der ganz wenigen Möglichkeiten, über ein Prepaid-System zu shoppen. Das sollten vor allem Händler mit einer minderjährigen Kundschaft im Auge behalten.