Private Initiativen zur Ausgabe von digitalen Währungen wie zum Beispiel Bitcoin sind hinlänglich bekannt, aber wie steht es mit einer Konkurrenz durch die Zentralbanken? Diese befassen sich mit sogenannten CBDC oder Central Bank Digital Currencies. Was hat es damit auf sich?
Inhaltsverzeichnis
Das derzeitige Geldsystem
Im derzeitigen monetären System haben die Geschäftsbanken die Lizenz zum Schöpfen von sogenanntem Giralgeld. Die Zentralbank gibt Rahmenbedingungen dafür vor, aber die Geschäftsbanken haben einen beträchtlichen Ermessensspielraum. Es wird angenommen, dass profitorientierte Geschäftsbanken mit ihrem direkten Kontakt zu Kunden realistischer einschätzen können, welches Niveau an Kreditvergabe gerade wirtschaftlich sinnvoll ist. Das so geschaffene Giralgeld wird einem Kunden als Kredit auf seinem Konto gutgeschrieben. Diese Konten sind Teil der Bankbilanz. Die Guthaben stellen Forderungen an die Bank dar, als Kunde tragen Sie das Risiko der Insolvenz der Bank.
CBDC für Kunden
Im Gegensatz zu digitalen Währungen wie Bitcoin ist der wesentlichste Unterschied nicht die technische Umsetzung, sondern dass Sie als Privatperson in einem Konto Zentralbankgeld halten können. Bisher ist das für Privatpersonen nur in der Form von Bargeld möglich. Ein Gegensatz dazu sind die sogenannten Stable Coins. Diese sind an eine Zentralbankwährung gekoppelt, werden aber von privaten Anbietern emittiert.
Für die praktische Umsetzung kommen mehrere Methoden in Frage. Es ist zum Beispiel denkbar, dass Geschäftsbanken für Ihre Kunden Zentralbankgeld treuhänderisch verwalten. Praktisch würde sich für Sie als Investor wenig ändern, Sie hätten in Ihrem Konto einfach zwei verschiedene Guthaben, eines für Giralgeld und eines für Zentralbankgeld.
Der derzeitige Stand der CBDC
Seit der Mitte der Zehnerjahre begannen Zentralbanken, mit diesem Konzept zu experimentieren. Viele Zentralbanken haben bereits Pilotversuche laufen und für Interbankzahlungen existieren bereits funktionierende Systeme, was aber für die Verwendung durch Privatpersonen nicht viel bedeutet.
Auf den Bahamas gibt es mit dem Sand Dollar ein digitales und von der dortigen Zentralbank herausgegebenes Zahlungsmittel. Auf der Webseite der Zentralbank finden sich aber kaum Dokumente und in der Ankündigung des Projekts ist hauptsächlich von praktischen Vorteilen für die Abwicklung von Zahlungen die Rede.
Monetäre Überlegungen zu CBDC
Zentralbankgeld wird ausschließlich von dieser geschaffen, für die Schöpfung von Giralgeld haben die Banken die Verantwortung. Nicht nur das, in einem Vollgeldsystem mit ausschließlich Zentralbankgeld hätten einige Mitglieder eines Zentralbankkomitees enorm viel wirtschaftliche und vor allem auch politische Macht. Gerade wenn man den politischen Druck berücksichtigt, der schon heute auf die nominell unabhängigen Zentralbanken ausgeübt wird, werden sich Zweifel an einem solchen monetären System aufdrängen.
Gibt es dann die zwei unterschiedlichen Geldtypen in den Händen von Konsumenten und Investoren, stellt sich die Frage nach dem Umrechnungskurs zwischen Giral- und Zentralbankgeld. In diesem Zusammenhang wird überlegt, welche Auswirkungen Zentralbankgeld für Privatpersonen und Firmen auf die Stabilität des Finanzsystems in einer Krise haben würde. Würden viele Bankkunden ihr Giralgeld in Zentralbankgeld umschichten wollen und wie würden die Auswirkungen aussehen?
Es gibt bereits die von privaten Anbietern offerierten Stable Coins, deren Wert an eine Zentralbankwährung gekoppelt ist und die wie eine digitale Währung gehandelt werden kann. Manche Zentralbanker sehen es deshalb als unvermeidlich an, auch eine CBDC herauszugeben. Ob es sich dabei nur um ein „keeping up with the Joneses“ geht, wird sich weisen.
Zentralbankgeld und insbesondere Bargeld ist zinslos. Das mag wie ein Nachteil aussehen, wird aber sofort anders zu beurteilen sein, wenn man die Möglichkeit negativer Zinsen überlegt. Manche Ökonomen reden solchen negativen Zinsen unverhohlen das Wort. Mit Bargeld sind sie nicht durchführbar, mit CBDC allerdings durchaus.
Technisch interessant und auch von der möglichen Verwendung her etwas Neues wäre der sogenannte programmierbare Euro. Er würde zusammen mit der Möglichkeit des Abschließens von smart contracts herausgegeben. Es wäre damit also möglich, sich auf einen Vertrag zu einigen, der dann automatisch und zuverlässig ausgeführt würde. Das System würde die Erfüllung einer vereinbarten Bedingung prüfen und daraufhin automatisch eine Zahlung auslösen. Solche smart contracts sind schon Teil einiger privater digitaler Währungen wie Cardano, die sich in intensiver Weiterentwicklung befinden. In diesem Bereich sind wir noch ganz am Anfang einer sehr interessanten Reise. Nicht ganz überraschend haben aber auch hier die privaten Anbieter soweit die Nase vorn.
Haben CBDC also eine Zukunft und wie sind sie für Sie als Investor zu bewerten?
Eine Beobachtung mit Interesse und Vorsicht scheint derzeit die beste Strategie zu sein. Die Zentralbanken werden bei Einführung allerhand Werbung mit Dingen wie schnellerer und billigerer Überweisungen machen.
Einer der wesentlichsten Punkte wird aber sein, wie es mit der Überwachung der Zahlungsströme aussieht. Es ist kaum vorstellbar, dass ein CBDC so anonym ist wie Bargeld. Vielleicht wird die Zahlungsmethode das für hinreichend kleine Beträge sein, aber auch dann müssen Sie Vertrauen in das System haben, dass es Ihre Zahlungen nicht verfolgt.
Diese Behauptungen könnten aber als Argument dazu dienen, das Bargeld einzuschränken oder sogar ganz abzuschaffen. In der Werbung würde es ersetzt durch CBDC, in der Praxis ist das kaum vorstellbar.