Das EZB Konzept zum „Digital Euro“ ist fast fertig. Bereits im Juli sollen die Beschlüsse offiziell abgestimmt werden. Bald werden alle die Möglichkeit bekommen direkt bei der EZB ein Konto zu führen. Was genau verbirgt sich dahinter und warum haben es die meisten von uns noch gar nicht mitbekommen? Eine kurze Einführung und eine Bestandsaufnahme
Inhaltsverzeichnis
Was ist CDBC?
CDBC nennt sich die offizielle Antwort der Zentralbanken auf aktuelle Trends zu Bitcoin, Ether und Co. – Central Bank Digital Currency, also digitales Zentralbankgeld. Die Grundidee dahinter ist, dass man theoretisch keine Geschäftsbanken mehr braucht, um Zahlungsverkehr abzuwickeln und Geld zu schöpfen. Bisher war nur das Bargeld durch die Zentralbanken zugesichert, das Guthaben auf Girokonten bei Geschäftsbanken ist nur so sicher wie die Geschäftsbank dahinter. Wir sollen also eine Art Girokonto – ein Wallet – bei der EZB zu führen. Dadurch soll der Geldwert durch die Zentralbank garantiert werden. Durch diese Eigenschaft eignet es sich hervorragend als Bargeldersatz, womit Geldwäsche unmöglich wird. Die Möglichkeiten von CDBC sind unbegrenzt, Bezahlvorgänge zwischen Maschinen, Smart Contracts und Micropayments ermöglichen ganz neue Geschäftsmodelle. Die Nachteile liegen jedoch auf der Hand. Anonymität gibt es durch so ein System nicht. Es wird also wie so oft Sicherheit gegen Freiheit eingetauscht.
Der Digitale Euro
Die offiziellen Beschlüsse hierzu werden im Juli erwartet. Es zeichnet sich jedoch bereits einiges. Aktuellen Medienberichten zur Folge soll der „Digital Euro“ jedoch nicht wie lange vermutet auf der Blockchain basieren. Der Zahlungsverkehr soll auf „bestehenden Systemen“ aufsetzen. Die Hoffnung war es, dass der Digitale Euro auf einer DLT Technologie aufsetzen würde, um so eine Verknappung zu erzeugen. Auf bestehenden Systemen aufzusetzen heißt also, die Geldschöpfung ist und bleibt Ermessens Sache der EZB und es gibt keinen Inflationsschutz. Auch soll jeder nur einen Betrag bis zu einer Obergrenze von 3000 Euro speichern dürfen. Um die Funktion der Geschäftsbanken sicherzustellen, sollen die sogenannten „Wallets“ nur in Verbindung mit einem konventionellen Konto bei einer Geschäftsbank oder anderen regulierten Finanzdienstleistern angeboten werden.
Wie jedoch sichergestellt werden soll, wie diese Obergrenze eingehalten wird ist noch nicht bekannt. Eine Idee wäre, dass das Geld auf ein Verrechnungskonto „überläuft“, sobald die 3000 Euro Grenze erreicht ist. Ob man auf ein Wallet beschränkt ist, ist nicht bekannt. Diese Obergrenze scheint hier noch mal den eigentlichen Sinn und Zweck des Digital Euro zu unterstreichen. Als Bargeldersatz benötigt man in der Regel auch nicht mehr.
Digitales Zentralbankgeld ist bereits seit langem ein Thema
Bereits im Oktober 2020 hat die CDBC Taskforce der EZB einen Report veröffentlich. Hier werden die Auswirkungen der digitalen Zentralbankwährung auf volkswirtschaftlicher und sozialer Ebene diskutiert. Die Bahamas haben den Sand-Dollar bereits im Oktober 2020 eingeführt. In China ist durch die Nutzung von Apps wie Alipay oder WeChat das digitale Bezahlen bereits fest in den Alltag der Chinesen integriert und hat die Zahlung mit Bargeld bereits entbehrlich gemacht. Die Kontrolle und Steuerung durch die Regierung ist hierbei nur eingeschränkt möglich. China experimentiert schon länger mit dem E-Yuan, der auch im Grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr eine Rolle spielen wird. Analysten vermuten, dass China das gesamte Landesvermögen digitalisieren will. Die Kontrollmöglichkeiten der Regierung wären damit perfekt.
Auch in vielen anderen Ländern, wie z.B. in Schweden wird Bargeld kaum noch genutzt. Auch das fördert die Entstehung der E-Krona. Erst vor einigen Tagen hat Schweden die Verlängerung der Testphase angekündigt. Die Test Phase der E-Krona basiert technisch auf Corda, eine DLT- Plattform die für regulierte Bereiche entwickelt wurde und bereits innerhalb von vielen Unternehmen aktiv genutzt wird. Auch in Schweden wurde bisher noch keine finale Entscheidung getroffen, ob die E-Krona tatsächlich eigeführt wird, und wenn ja, unter welchen Bedingungen und auf welcher technischen Plattform.
Fazit
Auch wenn wir erwarten, dass die oben genannten Eckpunkte bereits im Juli beschlossen werden, ist natürlich noch nichts in Stein gemeißelt. In dem offiziellen Zeithorizont zur Einführung über die nächsten 5 Jahre kann und wird noch vieles passieren. Die ersten Schritte zur Abschaffung von Bargeld sind gegangen.
Das hier skizzierte ist sicherlich nur der Anfang und zum aktuellen Stand bietet der Digital Euro natürlich überhaupt keinen Mehrwert. Die 3000 Euro Obergrenze wäre zwar bei einer Pleite der Geschäftsbank geschützt, aber das wäre sie auch in Form von Bargeld in meinem Portemonnaie. Als (neues) Werkzeug der EZB ist CDBC sehr mächtig, die Obergrenze lässt sich bei Bedarf spielend leicht anheben, Liquiditätshilfen der EZB würden somit unmittelbar in den Wallets ankommen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.