Ausschüttende vs. thesaurierende ETFs: Was ist besser?

Die gesunkenen Zinssätze sind ein wichtiger und entscheidender Grund, warum sich Sparer immer mehr für ETFs als Geldanlage interessieren. Beispielsweise handelt es sich bei Momentum-ETFs um Anlageportfolios, die aus Aktien bestehen, die einen Aufwärtstrend aufweisen. Anleger, die sich für ETFs interessieren, müssen sich mit unterschiedlichen Fragen auseinandersetzen.

Zunächst steht die Frage im Raum, welche ETFs man kaufen möchte, aber auch die Frage, wie viel Geld über welchen Zeitraum investiert werden soll, muss natürlich geklärt werden. Und zu guter Letzt geht es noch um die Entscheidung, ob es sich um thesaurierende oder ausschüttende ETFs handeln soll. Um diese Entscheidung treffen zu können, muss man natürlich erstmal wissen, wo hier die Unterschiede liegen.

Wo liegt der Unterschied zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETFs

Die Dividenden werden bei den thesaurierenden ETFs nicht an den Anleger ausgezahlt. Hier werden die Fondsanteile automatisch direkt wieder angelegt. Der Depotwert erhöht sich also bei den thesaurierenden ETFs automatisch wieder um den Betrag der Ausschüttung. Hier muss die Wiederanlage nicht extra per Trade ausgewiesen werden. Wer also einen langfristigen Vermögensaufbau plant, für den sind thesaurierende ETFs vor allem in Verbindung mit einem ETF Sparplan eine echte Option.

Entsprechend verhält es sich bei den ausschüttenden ETFs anders, denn hier werden die Dividenden an die Besitzer der Fondsanteile ausgezahlt. Entweder werden die Dividenden durch die Fondsgesellschaft einmal im Jahr ausgezahlt, oder sie werden quartalsweise oder monatlich ausgezahlt. Hier hat der Anleger die Wahl, die Dividenden entweder als zusätzliches Einkommen zu verwenden oder diese für weiter Anlagemöglichkeiten zu nutzen.

So werden die thesaurierenden und die ausschüttenden ETFs besteuert

Die Besteuerung von ausschüttenden und thesaurierenden ETFs unterscheidet sich seit der Reform des Investmentsteuergesetzes im Jahr 2018 nur noch geringfügig voneinander. Einige Besonderheiten gibt es dennoch.

Für beide ETFs gilt eine sogenannte Vorabpauschale, die sich aus der Multiplikation des Werts der Fondsanteile zu Beginn des Jahres mit dem Basiszins ergibt. Hiervon geht eine Kostenpauschale von 30 Prozent ab.

Vom Finanzministerium wird der Basiszins jährlich einmal veröffentlicht. Wenn die tatsächliche Wertsteigerung des Fonds niedriger sein sollte als die Vorabpauschale, so gilt dieser Wert als Grundlage zur Berechnung der Steuern.

Liegt am Ende des Jahres keine positive Wertentwicklung vor, so entfällt bei den thesaurierende ETFs die Besteuerung.

Im gleichen Fall müssen bei ausschüttenden ETFs nur 70 Prozent der Erträge versteuert werden. Hinzu kommt aber noch, dass bei den ausschüttenden ETFs auch die Dividenden ihre Berücksichtigung finden. Dadurch wird die Vorabpauschale entsprechend gemindert.

Außerdem werden von den Ausschüttungen alle Steuern bei der Auszahlung abgezogen, sofern der Investor über den Sparerfreibetrag kommt. Das bedeutet, die Erträge aus ausschüttenden Fonds sind vollständig steuerpflichtig, es sei denn, man verfügt über eine Teilfreistellung. Bei beiden ETFs gilt ein Steuerfreibetrag von 801 Euro.

In welche Art des ETFs ist es besser zu investieren?

Die Entscheidung, ob es sich lieber um ein thesaurierendes oder um ein ausschüttendes ETF handeln soll, fällt den Anlegern oft nicht ganz leicht. Ist es vielleicht besser, auf ein passives Investment mit Aktienindizes zu setzen, oder ist es vielleicht sinnvoller, sich aktiv mit Wiederanlage, Kursgewinnen und dem Geschehen an der Börse zu beschäftigen? Für diese Fragen gibt es keine allgemeingültige Antwort, denn letztlich hängt hier die Entscheidung von der persönlichen Anlagestrategie und dem Anlageziel des Anlegers ab.

Thesaurierender ETFs: Vor- und Nachteile

Vorteile: Bei diesen ETFs hat man den Vorteil, dass man durch die Wiederanlage Geld sparen kann. Hier fallen durch die automatische Reinvestition der Dividenden keine zusätzlichen Gebühren für den Kauf neuer Fondsanteile an. Hinzu kommt noch, dass man hier vom Zinseszinseffekt profitiert.

Durch den stetigen Wertzuwachs ist ein langfristiger Vermögensaufbau gesichert, ohne dass man sich selber aktiv um die Wiederanlage kümmern muss. Bei den thesaurierenden ETFs entsteht dieser Wertzuwachs vor allem durch die höhere Rendite. Hier profitiert man von der Gesetzesreform 2018 und genießt den Effekt der Steuerstundung. Verglichen mit dem ausschüttenden ETF erhöht sich dadurch hier die Rendite hier etwas mehr.

Nachteile: Anders als bei den ausschüttenden ETFs ist es hier nicht möglich, die Erträge flexibel einzusetzen. Durch die automatische Wiederanlage steht das Geld für andere Investitionen somit nicht zur Verfügung. Da bei thesaurierenden ETFs nicht auf das Geld zugegriffen werden kann, erhöht sich auch das Verlustrisiko, da alle Ausschüttungen bei fallenden Kursen reinvestiert werden.

Auch die Vorpauschale muss hier Beachtung finden, denn wird der Sparerfreibetrag überstiegen, so muss die Differenz vom Investor beglichen werden.

Ausschüttende ETFs: Vor- und Nachteile

Vorteile: Der größte Vorteil von diesen ETFs liegt vor allem darin, dass man als Anleger regelmäßige Erträge verzeichnen kann. Diese lassen sich dann entweder als passives Einkommen nutzen, oder man kann das Geld flexibel für andere Anlagemöglichkeiten verwenden oder sich natürlich auch dazu entscheiden, das Geld für den ETF weiter zu verwenden.

Aufgrund dieser Flexibilität eignen sich als die thesaurierenden EFTs sehr gut zur Diversifikation. Damit reduziert sich das Risiko des Investments.

Einen zusätzlichen Vorteil haben die ausschüttenden ETFs auch steuerlich, denn hier muss keine Vorabpauschale einkalkuliert werden. Hier werden die Erträge ja bereits versteuert an den Anleger ausgezahlt. Daher muss hier, anders als beim thesaurierenden ETF, kein Geld auf dem Verrechnungskonto für die Vorabpauschale hinterlegt werden.

Nachteile: Anders als bei den thesaurierenden ETFs gibt es hier nicht den Vorteil der Steuerstundung. Das liegt dran, weil die Ausschüttungen automatisch voll versteuert werden, wenn sie den Sparerfreibetrag von 801 Euro übersteigen.

Aus diesem Grund kann man hier auch nicht von dem Zinseszins-Effekt profitieren. Um das zu erreichen, muss man als Anleger die Erträge eigenständig reinvestieren. Hierdurch aber entstehen dann wieder neue Gebühren und Transaktionskosten. Damit wird im Verhältnis zu den thesaurierenden ETFs die Wertsteigerung gemindert.

Außerdem sieht man sich bei den ausschüttenden ETFs mit einem regelmäßigen Zeitaufwand konfrontiert, da man das Geld selber reinvestieren muss, und man muss hierfür immer auch die entsprechende Anlagemöglichkeit finden.

Thesaurierend oder ausschüttend ETFs – ein Fazit

Grundsätzlich sind sowohl thesaurierende und ausschüttende ETFs für den Vermögensaufbau geeignet. Die steuerlichen Unterschiede sind sehr gering. Anleger, für die langfristige Sparpläne besonders interessant sind, sollten sich für die thesaurierenden ETFs entscheiden. Für den aktiven Anlegertyp wiederum, der gern auch mal ins Geschehen eingreifen möchte, eignen sich die ausschüttenden ETFs wiederum besser.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 2

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Related Articles

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

SOCIAL MEDIA

363FollowerFolgen

Neuste Artikel